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Dr. med. Imtraud Kauschat am 25.05.1997

Qi Gong in der Schmerzbehandlung

Wir können Schmerzen unter unterschiedlichen Gesichtspunkten betrachten:

- sie können ein lästiges Übel sein, das man schnellstmöglich weghaben will und deswegen greift man zu Schmerzmitteln

- sie können uns aber auch signalisieren, daß etwas nicht stimmt im körperlich-seelischen Bereich und uns veranlassen, einen Weg zu suchen, um das Gleichgewicht wieder herzustellen.

Einen Weg in diese Richtung bietet Qigong, das neben dem körperlichen Bereich - durch die ausgelichenen Bewegungen - auch den seelischen Bereich - durch die meditativen Aspekte - anspricht.

Qi gong, ich berichte im Folgenden über Erfahrungen mit dem Übungssystem Qigong Yangsheng von Prof. Jiao Guorui, ist Teil der Tradtionellen Chinesischen Medizin (TCM).

Aus Sicht der TCM entstehen Schmerzen infolge von Stauungen im Energiefluß, sowohl der aktiven Energie (Qi) als auch der materiellen Energie (Xue / Blut) (entspricht dem Fülle-Typ) oder durch Energieleere.

Diese Stauungen (Fülle-Typ)werden durch unterschiedliche Faktoren hervorgerufen bzw. begünstigt:

- emotional

- klimatische Faktoren

- Stauungen durch "Schleim"

- durch körperliche Fehlhaltungen

Ein Schmerzzustand kann mit der Stagnation von Qi begonnen haben, infolge von begünstigenden Körperhaltungen oder emotionalem Streß oder aufgrund übermäßiger klimatischer Faktoren.

. Da das Qi das Xue antreibt, erfolgt zwangsläufig auch eine Stagnation des Xue, wenn die Blockierung des Qi-Flusses über längere Zeit anhält.

Dann können noch einer oder mehrere andere Faktoren hinzutreten, so daß wir es im fortgeschrittenen Stadium mit einem aus Sicht der TCM multikausalen Geschehen zu tun haben.

Schmerzen, die mit einer Qi-Stauung zusammenhängen, werden meistens als Beklemmungsgefühl oder Druck wahrgenommen, Xue-Stauungen verursachen eher dumpfe Schmerzen, die relativ lokalisiert sind. Kommt Kälte hinzu, können die Schmerzen krampfartig oder schneidend sein, bei Hitze tritt ein brennender Schmerz auf, bei Wind ein wandernder Schmerz.

Qi Gong Yangsheng ist eine Behandlungsmethode, bei der häufig äußere Bewegung mit meditativen Aspekten verknüpft wird.

Es gibt auch Übungen in Ruhe, rein meditative Übungen, bei denen die innere Bewegung im Vordergrund steht.

Die meisten meiner KursteilnehmerInnen leiden unter Schmerzen, die durch Stauungen hervorgerufen werden. Wenn man sich überlegt, in welchen Körperhaltungen die Menschen in der Regel ihren Tag verbringen, ist es nicht verwunderlich. (Wie oft haben wir die Arme verschränkt, die Beine übereinandergeschlagen, die Zwangshaltungen mit Muskelverspannungen vor dem Bildschirm und am Schreibtisch!)

Mir erscheint gerade der Aspekt der äußeren Bewegung im Zusammenhang mit der Schmerzbehandlung sehr wichtig, da viele Schmerzen durch einseitige Haltungen und Bewegungsmangel hervorgerufen werden.

Qi Gong Yangsheng ist aus diesem Grunde sehr günstig für die Behandlung von Schmerzzstände, da diese Methode unterschiedliche Übungsformen beinhaltet, die unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Einige werden mit mehr Konzentration auf die innere Bewegung durchgeführt wie z.B. die Übungen "Stehen wie ein Pfahl", "Tuna", bei anderen hat die äußere Bewegung ein stärkeres Gewicht z.B. beim "Spiel der 5 Tiere"

Allen ist aber gemeinsam, daß sie in unserem westlichen Sinne unspezifisch, das heißt nicht organbezogen bzw. krankheitsbezogen, eingesetzt werden.

Mit den gesamten Körper erfassende, auf Symmetrie bedachte Bewegungen werden schon in den Vorbereitungsübungen alle Meridiane gedehnt und die Muskulatur gelockert . Dadurch kommt der Fluß von Qi und des Xue wieder in Gang . Unterstützt wird dieser Prozeß noch durch die Vorstellungskraft, die mit Hilfe bestimmter Bilder den Energiefluß fördert.

Eine weitere Wirkung des Qi Gong ist die Förderung von Innerer Ruhe und Ausgeglichenheit, was besonders für die Bewältigung des Schmerzerlebens wichtig ist. So schrieb eine Teilnehmerin, die keine

Verbesserung ihrer Schmerzen erfuhr, als Kommentar: Ich kann besser mit den Schmerzen umgehen.

Ich habe mit Unterstützung von zwei Kolleginnen eine Umfrage bei KursteilnehmerInnen durchgeführt, um herauszufinden, welche Schmerzzustände am häufigsten auf Qigong ansprechen und ob es bestimmte Übungsformen gibt, die TeilnehmerInnen bevorzugt bei unterschiedlichen Schmerzzuständen einsetzen.

Hier sind die Ergebnisse:

Von 61 Fragebögen, die ich zurückerhalten habe, waren 48 auszuwerten, die übrigen waren entweder unvollständig ausgefüllt oder betrafen andere Erkrankungen

Zunächst zeige ich Ihnen den Fragebogen. Wie sich herausstellte, litten die meisten von den KursteilnehmerInnen (30) unter mehreren Schmerzarten, das machte die Auswertung etwas schwierig, da nur wenige den Erfolg (oder Mißerfolg) bezüglich der unterschiedlichen Schmerzarten differenzierten.

Auffällig war außerdem, daß die meisten KursteilnehmerInnen schon recht lange in der Gruppe übten:

35 übten schon länger als ein Jahr

Hier noch ein Überblick über die Übungsfrequenz:

5 üben täglich

15 üben 3-5x/Woche

20 üben 1-2x/Woche,

der Rest übt unregelmäßig oder "zu wenig" (nach eigenen Angaben)

Immerhin üben 14 in akuten Schmerzzuständen vermehrt.

Jetzt zu der weiteren Auswertung:

Da eine Mehrfachnennung bei den Diagnosen möglich war, weicht die Zahl der Diagnosen erheblich von der Anzahl der Befragten ab.

Zunächst habe ich die Fragebögen nach der Dauer der Schmerzen ausgewertet. Dabei kam ich zu folgendem Ergebnis (s. Graphik):

Eine Besserung der Schmerzen erreichten 16 von den 19 Übenden, bei 2 waren die Schmerzen unverändert, in einem Fall kam es zu einer Verschlechterung, dabei handelte es sich um ein Verschlechterung von Gelenkschmerzen, während Rückenschmerzen sich besserten.

Beim Medikamentenverbrauch zeigte sich bei den 9 Übenden, die Medikamente zumindest bei Bedarf einnahmen, eine deutliche Verbesserung bei

2 Übenden, sie brauchten keine Medikamente mehr,

weitere 6 TeilnehmerInnen brauchten weniger bzw. weniger starke Medikamente.

Ähnlich verhält es sich bei den TeilnehmerInnen, die unter

tageweise anhaltenden (10 von 11) bzw.

Dauerschmerzen leiden/litten (9 von 10): s. Graphiken.

14 von 34 unter stunden- bzw. tageweise anhaltenden Schmerzen Leidenden gaben an, daß sie im Akutzustand zusätzlich üben, ebenso 6 von 14 mit Dauerschmerzen.

Die bevorzugten Übungen stammen zum überwiegenden Teil aus den "15-Ausdrucksformen des Taiji-Qigong", die immerhin 31 der Befragten bekannt waren.

Mit Abstand am häufigsten als im Akutfall hilfreich genannt wurde die Übung:

"Der Elefant kreist den Hüften" (8x), dann folgen :

"Reguliere den Atem" (3x),

"Der Kondor breitet seine Schwingen aus " (3x)

"Der Pfau schlägt ein Rad" (2x)

Von den Vorbereitungsübungen wurde

"Stehen wie eine Kiefer" 3x genannt.

Von den 8 Brokaten wurden zwei Übungen je einmal genannt,

vom Spiel der 5 Tiere der

"Kranich" 2x,

der "Bär" 1x

und der "Tiger" 1x.

Die am häufigsten genannten Schmerzen waren Schmerzen des Bewegungsapparates

Schulter-Nacken 19x,

Rücken 21 x,

Gelenkschmerzen 10x und

Menstruationsschmerzen 10x

Deswegen habe ich diese Antworten nochmals analysiert.

Wegen häufiger Mehrfachnennungen im Bereich des Bewegungsapparates habe ich Schmerzen in Schulter-Nacken, Rücken und Gelenken zusammengefaßt:

Es handelt sich dabei um 23 TeilnehmerInnen, von denen 12 eine wesentliche Besserung berichteten, was sich auch im Medikamentenverbrauch niederschlug. Immerhin brauchten 6 von 14, die vorher Medikamente nahmen, keine mehr, die übrigen 8 brauchten weniger und/oder weniger starke.

Bei den Teilnehmerinnen mit Menstruationsschmerzen habe ich nur die Antwortbogen benutzt, die einzig Menstruationsschmerzen angaben, um sicher zu sein, daß wirklich die Menstruationssschmerzen bewertet wurden.

(s. Graphik.)

Von 19 KursteilnehmerInnen, die maximale Besserung erreichten, hatten 5 vorher Dauerschmerzen.

10 litten unter Schulter-Nacken-Schmerzen,

5 unter Menstruationsschmerzen

4 unter sonstigen Schmerzen

von ihnen hatten 4 täglich geübt,

7 3-5x/Woche

8 1-2x/Woche

3 bei Schmerz häufiger.

Von denen, die keine Besserung erfuhren, übten 2 3-5x/Woche,

1 1-2x/Woche.

Da nicht erfragt wurde, was sich sonst noch in der Zeit verändert hat, in der die TeilnehmerInnen Qi Gong übten, kann man natürlich nur sehr vorsichtige Schlußfolgerungen über die Wirkung des Qi Gong ziehen.

Relativ sicher kann man sich jedoch bei den 20 Befragten sein, die gezielt die Übungen in Akutzuständen einsetzen und dadurch Besserung der Schmerzen erfahren.

Einen gewissen Hinweis gibt auch die Reduzierung von Medikamenten, insgesamt es war nur ein(e) TeilnehmerIn, die gleich viele und starke Medikamente brauchte.

Ich danke meinen Kolleginnen Frau Patricia Heck-Pomorin und

Frau Gisela Spahn für ihre Unterstützung, indem sie die Fragbögen an ihre KursteilnehmerInnen weitergegeben haben.