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Dr. med. Imtraud Kauschat am 25.05.1993

Schwäche des Qi lienale (Milz-Qi)

Wenn wir uns mit TCM befassen im Rahmen solcher Vorträge, gehen wir in der Regel von westlichen Krankheitsbildern und differenzieren diese aufgrund der Theorie der TCM und weisen sie den Störungen unterschiedlicher Funktionskreise zu. Ich möchte in diesem Vortrag den umgekehrten Weg gehen und Ihnen ausgehend von einer Störung des Funktionskreises Milz/Magen darstellen in wie unterschiedlichen Symptomen sich eine solche Störung ausdrücken kann.

Der Funktionskreis Milz/Magen hat nach Ansicht der TCM folgende Aufgaben:

Er ist der Zwischenspeicher für alles, was der Körper aufnimmt. Das sind zum einen Essen und Trinken, aber auch alle Anforderungen, die von außen und uns selbst an uns herangetragen werden. Er dient quasi als Filter für das, was uns zuträglich und was uns nicht zuträglich ist. Dazu gehört auch die Funktion des "Nein-Sagen-Könnens".

Weiter werden in diesem Funktionskreis die "klaren" von den "trüben" Säften getrennt. D.h., die klaren Säfte werden nach "oben" an den Lungenfunktionskreis weitergeleitet und dienen der Befeuchtung des Lungenfunktionskreises, der gegenüber Trockenheit sehr anfällig. ist. Die trüben Säfte werden an den Dünndarm-Funktionskreis weitergeleitet, wo sie weiter aufgetrennt werden, wieder in klare Säfte, die über die Blase ausgeschieden werden, und trübe Säfte, die an den Dickdarm-Funktionskreis weitergeleitet werden. Auch dort findet nochmals eine Auftrennung in klare und trüben Säfte statt, die trüben Säfte werden dann als Stuhlgang ausgeschieden. (s. Darstellung)

Nun zu dem Begriff des Qi:

Im Wesentlichen unterscheidet man zwei Arten von Qi:

das vorgeburtliche Qi und das nachgeburtliche Qi,

dieses wiederum wird in zwei große Bereich aufgeteilt:

das Nahrungs-Qi

das kosmische Qi, das mit dem Atem aufgenommen wird.

Aus der Nahrung wird das Nahrungs-Qi aufgenommen, die Energie, die den Körper am Laufen hält. Das Nahrungs-Qi verbindet sich in der Lunge mit dem Atmungs-Qi zum Wahren Qi.

Das dem Milz-Funktionskreis zugeordnete Qi hat folgende Aufgaben:

Es stellt die Energie bereit, die notwendig ist, die Säfte zu trennen und weiterzuleiten, in den Körper weiterzuleiten. Ist es zu schwach, werden die Säfte nicht bzw. nicht ausreichend voneinander getrennt. Das führt zu folgenden Problemen:

- zum einen wird der Lungenfunktionskreis nicht ausreichend angefeuchtet - das führt zu Problemen wie trockener Haut - Ekzem, Juckreiz - trockener Schleimhaut der Atemwege - chron. Schnupfen, Reizhusten bis hin zu Asthma

- zum anderen müssen die trüben Säfte irgendwo hin, unaufgetrennt überfordern sie das gesamte Verdauungssystem. Im besten Fall kommt es zu Durchfällen, dann verlassen sie den Körper wieder im Sinne eines Überlaufventils. In den übrigen Fällen werden sie als Feuchtigkeit im Körper abgelagert, zunächst in der Körperschicht, die dem Milz-Funktionsbereich zugeordnet ist, dem Bindegewebe. Diese Feuchtigkeit entspricht nicht der normalen Feuchtigkeit, die unser Körper benötigt, es handelt sich vielmehr um eine pathogene Feuchtigkeit. Sie führt zu einem Stau. Wenn dieser Prozeß über längere Zeit geht, kommt es zu einer Eindickung dieser Feuchtigkeit, die in der TCM als Schleim bezeichnet wird. Wir sprechen von Schlacken.

Symptome bei dieser Art der Problemlösung sind:

Schweregefühl im Kopf mit einer klebrige Müdigkeit,

Erstickungsgefühl in der Brust, Brechreiz

chron. produktive Bronchitis, chron Sinusitis, Schleimbildung Bauchbeschwerden wie Völlegefühl, Blähungen, schleimige Stühle, Kraftlosigkeit, Appetitlosigkeit (bei uns nicht so häufig), rheumatische Beschwerden, Ausfluß.

Weiterhin ist das Qi zuständig, das Blut in den Blutgefäßen zu halten.

Das Herz-Qi ist zuständig, das Blut im Körper in Bewegung zu halten. Wenn ein Milz-Qi-Mangel besteht, kann es zu Blutungen kommen, z.B. dunkle starke Menstruationblutungen mit kurzem Zyklus, Blutungen im Magen-Darmbereich, petechialen Blutungen, auch Bluterkrankheiten können auftreten.

Dem Milz-Qi fällt such die Aufgabe zu, im Rahmen der Fortpflanzung die Energie bereitzustellen, damit die Schwangerschaft ausgetragen werden kann. Wenn ein Milz-Qi Mangel besteht, kann es zur Fehlgeburt kommen.

Eine weitere Aufgabe ist die, das Qi im gesamten Körper zu nähren. Wir haben nur zwei Quellen, das Qi im Körper immer wieder zu erneuern, nämlich mit Hilfe des Atem-Qi und des Nahrungs-Qi.

In diesem Bereich wirkt auch Qi-Gong. Durch die Harmonisierung der Atmung wirkt es harmonisierend auf das Qi im gesamten Körper.

Wie entsteht nun ein Milz-Qi-Mangel?

Zunächst erscheint es unerklärlich, wieso bei unserem Lebensstandard ein Milz-Qi-Mangel entstehen kann. Wir haben doch gut und genug zu essen! Das Hauptproblem für Störungen des Milz-Funktionskreises ist die Feuchtigkeit. Wir sind natürlich immer wieder äußerer Feuchtigkeit ausgesetzt in Form von Regen, Nebel, Schweiß. Was wir aber meistens nicht berücksichtigen, was wir selbst besser beeinflussen können, ist die Aufnahme von Feuchtigkeit aus der Nahrung. Alkohol, zuckerhaltige Getränke, Milchprodukte, Obst und Gemüse (z.B. Tomaten, Gurken, Pfirsiche, Melonen, in der Regel Nahrungsmittel, die im Sommer bei uns wachsen) bringen Feuchtigkeit in den Köper. Eine weitere Methode, uns mit pathogener Feuchtigkeit aufzufüllen, sind unverdaute Anforderungen, wie z.B. ein übertriebener Perfektionismus, an hundert Stellen gleichzeitig sein zu wollen, sich mit Emotionen zu überlasten....

Kummer und Grübeln schädigen ebenfalls den Milz-Funktionskreis und führen zu Bildung von Feuchtigkeit.

Wir nehmen dann zwar genügend Nahrung auf, um ausreichend Qi bilden zu können, aber die Umwandlung von Nahrung in Qi ist durch die Feuchtigkeit, Verschlammung beeinträchtigt und dem Körper steht das dringend benötigte Qi immer weniger zur Verfügung. Es handelt sich dabei um einen Teufelskreis. Da dieses Qi ja auch zum Nähren des gesamten Körper-Qi benötigt wird, kommt es auch in den anderen Bereichen im Laufe der Zeit zu Qi-Mangel.

Diagnostik des Milz-Qi-Mangels:

Zunächst wird man in der Anamnese Anhaltspunkte finden:

Es treten Symptome auf wie Völlegefühl, Brechreiz, Blähungen, Durchfall, klebrige Müdigkeit, Kopfschmerzen im Sinne eines nicht direkt lokalisierbaren Druckes, Gewichtszunahme, Schwellungen an Gelenken bzw. des Bindegewebes, Schleimproduktion aus der Nase, den Bronchien, dem Darm, den Genitalorganen.

Die Zunge wird weich und gedunsen sein, am Rand werden sich Zahneindrücke finden, sie wird blaß sein. Der Belag wird dünn weiß sein, bei langer Anstauung von Schleim kann er aber auch dick gelb und schlüpfrig sein.

Der Puls der Milz-Sektion wird schwach, tief, auch schlüpfrig sein.

Die Therapie will ich anhand einiger Fallbeispiele erläutern:

1. Fall: zum Zeitpunkt der Behandlung 38-jährige Patientin, die unter ständigen Kopfschmerzen litt. Sie war sehr müde, schlapp, hat keine Ausdauer, nach dem Schlafen direkt waren die Kopfschmerzen weg. Sie schläft auch schlecht, kann erst ins Bett gehen, wenn alles ruhig ist. Sie hat viel Durst, die Nackenpartie ist sehr verspannt.

Pulse: nicht sehr auffällig, eher etwas angespannt.

Zunge: Zungenkörper blaß, , Belag weiß, etwas dicker als normal

Diagnose: Inanitas (Schwäche) des Milz-Qi

Therapie: Rhizoma Atractylodis macrocephalae

Radix Puerariae

Rhizoma Alismatis

Erläuterung der Therapie:

Rhiz. Atractylodis macrocepalae ist ein Mittel, das dem Milz- und Magenfunktionskreis Energie zuführt, wärmend wirkt, Feuchtigkeit trocknet.

Radix Puerariae wirkt auf die selben Funktionskreise, bringt Energie an die Oberfläche und lockert das zugehörige Gewebe, wirkt also bei Verspannungen und Gelosen im Nackenbereich. Außerdem wirkt es leicht kühlend und so den Durst etwas vermindernd.

Rhizoma Alismatis wirkt ausleitend, ohne die Säfte zu sehr anzugreifen.

Nach einer Woche ging es deutlich besser, sie hatte nur noch einmal Kopfschmerzen gehabt, nur hin und wieder ein Ziehen im Nacken, , nach 4 Nächten konnte sie auch durchschlafen. Es war aber hellgelber, nicht wundmachender Ausfluß aufgetreten.

Sie erhielt ein leicht verändertes Rezept, ich gab noch Rhizoma Dioscoreae hinzu wegen des Fluors.

Rhizoma Dioscoreae wirkt ebenfalls Qi ergänzend im Milz-Funktionskreis, wirkt aber auch ins untere Calorium, also Qi hinabführend.

Nach 2 Tagen mit dieser Rezeptur hatte der Fluor aufgehört. Kopfschmerzen hatte sie nicht mehr, sie konnte ca 4 Nächte pro Woche durchschlafen. Sie erhielt ein weiteres Rezept über 14 Tage mit gleichem Inhalt, danach ging es gut.

Zur Ursache dieses Milz-Qi-Mangels ist zu sagen, daß es sich vermutlich um eine Erschöpfung infolge von Überforderung handelt. Die Patientin ^hatte ein kleines Kind, das sehr anstrengend war.

Eine andere Ursache kommt bei folgendem Patienten infrage. Er war zu Behandlungsbeginn 54 J. alt und litt zu dem Zeitpunkt seit knapp einem Monat unter Unwohlsein, Schwindelgefühl, Druckgefühl von der Wirbelsäule zum Nacken, dort auch Taubheitsgefühl. Er war sehr erschöpft.

Zur familiären Situation ist zu sagen, daß die Mutter vor ca 4 Mon. gestorben war und es danach zu starken Auseinandersetzungen mit dem Bruder kam.

Pulse: Über Taststelle des Herzfunktionskreises schwach, der des Leber- und Milzfunktionskreises tief, über den Taststellen des Nierenfunktionskreises etwas schlüpfrig.

Zunge:der Zungenkörper war schmal an der Spitze, etwas gerötet, feucht, wenig grauer Belag

Diagnose: Schwäche des Milz-, Leber- und Herzfunktionskreises, vermutlich auf der Grundlage einer nicht "verdauten" familiären Situation. Meine Vermutung ging dahin, daß das Milz-Qi nicht ausreichend genährt wurde und deswegen auch die anderen Funktionskreise unterversorgt wurden.

Therapie: Rhizhoma Dioscoreae

Radix Astragali

Caulis Polygoni multiflori

Herba Verbenae

Erläuterung zur Therapie: Ich habe ihm zwei Mittel zur Stärkung des Milz-Qi verabreicht, einmal Rhizoma Dioscoreae, das das Milz-Qi ergänzt und Radix Astragali, das das Milz-Qi ebenfalls ergänzt, es aber auch nach oben hebt, da die Pulse tief lagen.

Caulis Polygoni multiflori stützt den Herz- und Leber-Funktionskreis, deren Pulse ebenfalls eine Schwäche anzeigten, Herba Verbenae bewegt das Xue (Blut), das aufgrund der mangelnden Qi-Energie zu Stauungen neigen kann, besonders wenn mit Caulis Polygoni multiflori die struktive Seite unterstützt wird.

Verlauf: Nach einer Woche war kein Schwindel mehr aufgetreten, das Taubheitsgefühl war fast weg. Der Patient erhielt die gleiche Rezeptur nochmals für 14 Tage. Danach ging es ihm gut.

Ein anderer Patient litt unter einer schweren Emphysembronchitis mit starker bewegungsabhängiger Atemnot. Seine Beschwerden besserten sich unter schleimlösenden Kräutern, das wichtigste Mittel war aber Radix Codonopsitis. Damit war es ihm möglich wieder alltägliche Arbeiten zu verrichten und Treppen zu steigen.

Radix Codonopsitis ist ein Mittel, das das Qi des Milz-Funktionskreises stärkt und wird oft als Ginsengersatz benutzt.

Zum Abschluß noch ein Behandlungsbeispiel eines damals 2 1/2 Jahre alten Jungen mit einer schweren Akne. Die Akneknoten lagen tief in der Haut, waren rotblau gefärbt, hin und wieder entleerte sich auf Druck Eiter, die Pusteln bildeten sich aber nie zurück. Geholfen haben dann Rezepturen mit Radix Astragali als Qi-suppletierendes und Qi nach oben leitendes Mittel und Herba Spirodelae als Mittel, das eine starke Affinität zur Haut hat und die Energie letztendlich in die Haut geleitet hat. Zusätzlich erhielt der Junge entgiftende und ausleitende Kräuter. Einen Umschwung in der Behandlung brachte allerdings erst der Zusatz des Qi ergänzenden und nach oben Mittels Radix Astragali.

Zum Schluß eine kurze Gegenüberstellung der angegebenen Qi-suppletierenden Mittel:

Rhizoma Atractylodis macrocephalae

wirkt wärmend und trocknend

Radix Astragali

wirkt Qi nach oben hebend

Radix Codonopsitis

wirkt bei sehr starkem Qi-Mangel

Rhizoma Dioscoreae

beseitigt Dissonanz zwischen Milz-Magen-Funktionskreis, wirkt auch im unteren Calorium